Allgemeines

Calciumsulfat-Fließestriche sind was die Produkteigenschaften für den Endverbraucher betreffen sehr ähnlich. Die Unterschiede liegen vor allem in den Gesteinskörnungen, die je nach Verarbeitungsart wie zum Beispiel Trans-Mix Mobile oder Silo variieren.

Als Bindemittel können entsprechend der Europäischen Norm DIN EN 13454 eingesetzt werden:

  • Naturanhydrit
  • Synthetischer Anhydrit
  • Thermischer Anhydrit
  • Alpha-Halbhydrate
  • Gemische dieser "Calciumsulfate"

Diese Bindemittel bzw. Bindemittelcompounds werden unterschiedlichen Festigkeitsklassen zugeordnet.

Unterschiedliche Bindemittel

Bei Zementestrich ist es Zement, bei Calciumsulfat-Fließestrich, kurz CSFE, ist das Bindemittel Calciumsulfat.

Die Verarbeitung

  • Zementestrich wird vor Ort auf der Baustelle angemischt und mittels Druckluft auf die Einbaufläche gepumpt. Danach wird er mit der Schaufel verteilt, mit einer Latte abgezogen und in einem dritten Schritt – mit einem Glättschwert oder maschinell mit einer Glättmaschine – geglättet.
  • Calciumsulfat-Fließestrich wird auf der Baustelle angeliefert, als vorgemischter Trockenmörtel im Silosystem oder in Säcken, mit Trans-Mix Mobilen oder als fertig angemischter Fließestrich im Fahrmischer. Anschließend wird er flüssig auf die Einbaufläche gepumpt.

 

Die Oberfläche

Im Unterschied zu Zementstrich muss Calciumsulfat-Fließestrich nicht geglättet werden. Er nivelliert sich weitgehend selbst. Die Oberfläche wird nur noch mit Hilfe einer “Schwabbelstange” egalisiert. Das Ergebnis: eine sehr ebene Oberfläche, die sich hervorragend als Untergrund für großformatige Plattenbeläge eignet.

Die Oberflächenbehandlung

Calciumsulfat-Fließestriche auf der Basis von K-Sentials Bindemittel sind auf eine gute Oberflächenbeschaffenheit optimiert. Sie müssen, wenn sie nach den Verarbeitungsvorschriften verlegt werden, nicht zusätzlich abgeschliffen werden. Siehe hierzu auch IGE Merkblatt Nr. 4 "Beurteilung und Behandlung der Oberflächen von Calciumsulfat-Fließestrichen."

Die Einbaudicke

Ein weiterer Unterschied ist die Einbaudicke, die bei CSFE circa 10 mm geringer ist. So können – bei gleicher Einbauhöhe der gesamten Fußbodenkonstruktion –dickere Wärme-oder Trittschalldämmungen verlegt werden. Die dünnere Estrichplatte bringt natürlich auch Vorteile für Fußbodenheizungen, die dadurch spürbar schneller Wärme abgeben.

Die Biegezugfestigkeit

Fließestrich hat aufgrund seines dichten Gefüges höhere Biegezugfestigkeiten als ein Zementestrich, das heißt er ist bei gleicher Estrichdicke stärker belastbar. Dadurch gibt es auch an den Rändern kein “Aufschüsseln”, denn die elastisch verschlossenen Randfugen reißen nach dem Verlegen von Belägen nicht auf und bilden keine “Schmutzfugen”.

Schallschutz

Fließestrich bietet einen sehr guten Schallschutz. Der Estrich hat keine direkte Verbindung zu den umliegenden Wänden, da die Flächen für den Einbau eines flüssigen Mörtels wie eine “Wanne” vorbereitet werden und alle Randbereiche mit Randdämmstreifen versehen werden. So kann auch kein Schall vom Boden auf die Wände übertragen werden.


Verarbeitung

Calciumsulfat-Fließestrich trocknet praktisch verformungsfrei und ist spannungsarm, das heißt es sind keine Fugen nötig. Nur bei größeren oder geometrisch ungünstigen Flächen und bei Heizestrichen sind Bauwerksfugen und Bewegungsfugen erforderlich. Mehr dazu unter www.profliessestrich.de

Konventioneller Estrich hingegen verformt sich beim Trocknen. Schwinden, Quellen oder “Schüsseln sind mögliche Verformungen, die sich in den Bodenbelag übertragen und Schäden verursachen könnten. Fugen schaffen hier Abhilfe.

Ohne Fugen eingebaut ist Fließestrich ideal als Untergrund für großformatige und diagonal verlegte Fliesen oder Natursteinbeläge. Nicht durch Dehnungsfugen unterbrochen, vereinfacht er die Planung, spart damit Zeit und Geld für den Bauherren – und sorgt für ein schöneres Raumbild.

Selbst bei ordnungsgemäßer Ausführung können Risse im Estrich entstehen und das kann vielfältige Ursachen haben: Beispielsweise kann bei einem Heizestrich in der Trocknungsphase ein Riss entstehen, wenn beim Heizen an dieser Stelle sehr kalte Außenluft durch Fenster oder Türen auf den Estrich trifft. Risse können auch entstehen, wenn bei besonders verwinkelten Flächen zu wenig Bewegungsfugen vorgesehen wurden. Eine weitere Ursache kann eine zu hohe Vorlauftemperatur sein.

Randfugen verhindern, dass Risse entstehen können. Sie fangen die Spannungen auf, die durch Verformungen und Bewegungen des Estrichs entstehen. Diese Randfugen müssen auch im Oberbelag übernommen werden und Bewegungen zulassen.

Werden Risse fachgerecht saniert, gilt der Estrich als technisch mangelfrei und rissfrei.

Fließestrich kann im gesamten Wohnbereich verlegt werden, auch in Küchen, Toiletten und Bädern. Dort wo Spritzwasser entsteht, muss die Estrichkonstruktion von oben geschützt werden, beispielsweise durch eine Streichabdichtung oder eine gespachtelte Schicht aus elastifiziertem Kleber mit eingelegtem Fugenband.

Calciumsulfat-Fließestriche sind für den Innenbereich entwickelt. Werden Sie Feuchtigkeit ausgesetzt, kann Ettringit entstehen, ein bauschädliches Salz. In Bereichen mit permanenter Feuchtigkeitsbeanspruchung – wie Badezimmer oder Balkon – sorgen Dampfsperren oder fachgerechte Abdichtungen für einen ausreichenden Schutz. So muss bei Garagen der Einfahrtsbereich, dort wo die Feuchtigkeitsbelastung am größten ist, abgedichtet werden.

Ja, auf Fließestrichen können alle üblichen Bodenbeläge wie Fliesen und Naturstein, Teppich, PVC, Linoleum, Parkett, Laminat oder Sichtspachtelmassen eingesetzt werden.

Der Oberbelag kann nach Erreichen der Belegreife belegt werden. Die Prüfung der Belegreife, die vom Bodenleger durchgeführt wird, ist nur mittels einer CM-Messung zulässig.


Trocknung

Wie alle mineralisch gebundenen Baustoffe müssen auch Calciumsulfat-Fließestriche das überschüssige Zugabewasser, das nicht gebunden wird, an die Umgebungsluft wieder abgeben. Die Trocknungszeit hängt von der Art und Weise der Lüftung ab und von der Frage, ob sie durch eine Heizung unterstützt wird.

Optimal ist die Technische Trocknung – z.B. durch Kondensattrockner – in Kombination mit der Heizung. Bei einem Heizestrich wird die Trocknung durch das Aufheizen beschleunigt, auch hier spielt das Lüften eine entscheidende Rolle. Ein weiteres, sehr wichtiges Kriterium für die Trocknung von Calciumsulfat-Fließestrichen ist die Einhaltung der erforderlichen Estrichdicken: eine Überschreitung führt zu einer deutlichen Verlängerung der Trocknungszeit.

Der Oberbelagsleger ermittelt die Belegreife durch eine CM-Prüfung. Bei dieser Prüfung wird gleichmäßig aus dem gesamten Estrichquerschnitt eine Probe entnommen, die zerkleinert und abgewogen wird. An der so vorbereiteten Probe wird mit dem CM-Gerät der Feuchtegehalt bestimmt. Elektronische Prüfgeräte sind lediglich für Vorprüfungen geeignet.

Die Trocknung von Calciumsulfat-Fließestrichen können Sie künstlich beschleunigen durch Kondenstrockner oder Ventilatoren. Eine Kombination aus beiden ist ideal. Das BEB-Hinweisblatt “Hinweise zur beschleunigten Trocknung von Calciumsulfat-Estrichen” (Stand: Januar 2007) gibt zu dieser Thematik weitere Informationen.

Ein Kondenstrockner arbeitet nach dem “Kühlschrankprinzip”: Er besteht aus Kompressor, Kälteteil und Wärmeteil. Die feuchte Raumluft wird durch den Kälteblock geleitet. Dort kondensiert die Feuchtigkeit an der kalten Oberfläche. Die kalte, trockene Luft wird anschließend über das Wärmeteil geleitet und dort erwärmt. Danach wird die Luft mit ca. 30 bis 40 % relativer Feuchtigkeit wieder an den Raum abgegeben.


Fußbodenheizung

Calciumsulfat-Estrich leitet Wärme wesentlich besser als Zementstrich. Die hohe Fließfähigkeit sorgt dafür, dass die Heizungsrohre dicht umschlossen werden und so die Wärme komplett an den Estrich abgeben. Mit seiner geringeren Dicke leitet er die Wärme dann schneller an die Umgebungsluft ab. Damit ist Calciumsulfat-Estrich ein idealer Heizestrich, der energieeffizient ist und schnell auf Temperaturveränderungen reagieren kann.

Darüber hinaus beschleunigt das frühzeitige Aufheizen, das bei Calciumsulfat-Estrich bereits nach 4 bis 7 Tagen möglich ist, den Bauablauf. Bei Zementestrich darf frühestens nach 21 Tagen mit dem Aufheizen begonnen werden.

Die Rohre der Fußbodenheizung müssen mit Wasser gefüllt und am Untergrund befestigt sein. So verhindern Sie, dass sie beim Einbau des Estrichs aufschwimmen.

Fließestriche können bereits 4 bis 7 Tage nach der Verlegung aufgeheizt werden, dadurch trocknet der Estrich noch schneller. Sorgen Sie dabei für ausreichende Lüftung.

Mit dem Lüften können Sie schon nach dem zweiten Tag beginnen.

Bevor Sie den Oberbelag verlegen, muss die Restfeuchte eines Estrichs mit dem CM-Gerät überprüft werden. Bei Fließestrichen für Fußbodenheizungen sollte die Restfeuchte kleiner oder gleich 0,3 % sein.

Wichtig: Erwärmen Sie den Estrich nicht über 55° C, da er sonst Schaden nehmen kann. Nutzen Sie zur Temperaturkontrolle ein Bodenthermostat am Heizelement.

Generelle Überhitzungsgefahr

Bei einer Elektrofußbodenheizung besteht generell Überhitzungsgefahr, wenn der Estrich mit wärmedämmendem Material – wie beispielsweise einem Schrank ohne Füße – bedeckt ist und der Bodenthermostat sich nicht unmittelbar unter dieser Abdeckung befindet. Der Nutzer des Estrichs sollte das wissen und sein Wohnverhalten darauf abstimmen.

Kein Trockenheizen

Verlegen Sie eine Elektrofußbodenheizung auf einen noch neuen Fließestrich, müssen Sie darauf achten, dass der Estrich bei Belagsverlegung die erforderliche Belegreife erreicht hat, da er nicht wie normale Heizestriche trockengeheizt werden kann. Zu frühes Aufheizen kann zu späteren Formänderungen und Schäden führen.

Kann ich Fließestrich auch zur Kühlung, als Klimaboden verwenden?

Ja, das ist möglich. Aufgrund der hohen Wärmeleitfähigkeit sind Fließestriche zum Heizen und auch zum Kühlen sehr gut geeignet. Als Klimaboden eingesetzt, sollten Sie darauf achten, dass kein Kondenswasser am Fußboden entstehen kann. Hierzu wird die Kühlung mit einer kontinuierlichen Prüfung der Bodentemperaturen und der Luftfeuchte gesteuert.


Normen & Vorschriften

DIN EN 13813 und der DIN 18560 beschreiben die wichtigsten Regeln und Grundlagen

  • für die Eigenschaften,
  • die bestimmungsgemäße Anwendung und
  • den fachgerechten Einbau von Estrichen.

In detaillierten Arbeits- und Hinweisblättern der einschlägigen Verbände wie z. B. des BEB (BUNDESVERBAND ESTRICH UND BELAG e. V.) sind zahlreiche Hinweise rund um das Bauteil Estrich und die angrenzenden Gewerke enthalten.

CAF steht nach DIN 18560, der Estrichnorm, die Biegezugfestigkeit. CAF bedeutet Calciumsulfat-Fließestrich, F5 beschreibt die Biegezugfestigkeit von 5 N/mm². Das F steht hier für den englischen Begriff Flexural, zu deutsch Biegefähigkeit.

Die Bezeichnungen leiten sich von unterschiedlichen Normen ab:

  • CA-C25-F5 ist eine Bezeichnung nach DIN EN 13813 für Calciumsulfatestriche konventioneller Art sowie für Calciumsulfat-Fließestriche und gibt die stofflichen und technischen Eigenschaften des Estrichs an.
    CA = Calciumsulfatestrich
    C25 bedeutet eine Druckfestigkeit von 25 N/mm²
    F5 steht für eine Biegezugfestigkeit von 5 N/mm².
  • CAF-F5 ist eine Bezeichnung nach der DIN 18560 Teil 2, der Deutschen Anwendungsnorm. Sie unterscheidet zusätzlich zwischen konventionellem CA Calciumsulfatestrich und CAF Calciumsulfat-Fließestrich. Sie fordert nur die Angabe der Biegezugfestigkeit, hier 5 N/mm², da diese auf Dämmschichten der maßgebliche Faktor ist.

Sie erkennen es am CE-Zeichen auf der Verpackung zu erkennen mit der Norm DIN EN 13813. Das CE-Zeichen stellt eine Grundlage der Kennzeichnung von Produkten in der EU dar und darf vom Hersteller nur verwendet werden, wenn er für das Produkt eine Leistungserklärung angibt.


Umwelt & Gesundheit

Studien und gammaspektroskopische Messungen zeigen, dass Gipse aus RauchgasEntschwefelungsAnlagen, kurz REA-Gipse, im strahlenschutzrechtlichen Sinne nicht radioaktiv sind. Die untersuchten REA-Gipse können ohne Bedenken zur Herstellung von Baustoffen verwendet werden können. Dies gilt auch für die auf Basis von REA-Gips hergestellten Calciumsulfat-Bindemittel und Calciumsulfat-Fließestriche.

Bislang vorliegende Untersuchungen des Fraunhofer Instituts für Bauphysik kommen anhand der untersuchten Calciumsulfatestriche zu folgenden Ergebnissen:

  • bei den untersuchten Estrichprodukten konnten keine krebserregenden Stoffe nachgewiesen werden
  • die gemessenen Emissionen an flüchtigen organischen Verbindungen liegen unter den vorgegebenen Grenzwerten
  • die untersuchten Calciumsulfatestriche erfüllen alle Anforderungen in Bezug auf die gesundheitliche Bewertung von Bauprodukten für die Verwendung in Innenräumen